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22000 Menschen werden nach dem Hurrican "Katrina" nach Dallas
in die Reunion Arena gebracht.
Ich habe ein beklemmendes Gefühl (und das ist noch gelinde ausgedrückt)
als ich unter der Highway Brücke durchfahre, die mich zur Arean führt.
Hier mischen sich die Obdachlosen aus Dallas mit den "Flüchtlingen"
aus New Orleans.
Es ist ein großes Durcheinander von einfahrenden Bussen, Menschen
die orientierungslos vor der großen Arena herumlaufen, Menschen
die mit stierem Blick im Gras neben den Parkplätzen sitzen und einem
großen Polizeiaufgebot.
Dazwischen sehe ich Schilder, die vereinzelt versuchen, etwas Ordnung
in das Chaos zu bringen. " Essen" " Registrierung"
" Kleidung" "Wasser" " Gebet" "Registrierung
für freiwillige Helfer"
Mit Plastiksäcken voller Kleidung unterm Arm, eingesammelt von Freunden,
folge ich dem Schild " Registrierung für freiwillige Helfer
".
Es schnürt sich mir der Hals zu, als ich sehe wie Menschen in eilig
aufgestellten Pappkartons, voll mit Kleidung herumwühlen.
An dem Tisch, an dem ich mich registrieren lasse, sitzt James.
Wir kommen schnell ins Gespräch, und James erzählt mir: "Weißt
du Ma'm, ich war 6,5 Tage im Superdome in New Orleans, ich habe die Hölle
gesehen, und bin ihr entronnen, es ist, als hätte ich ein zweites
Leben bekommen."
James ist wütend,
" Schau dich doch um", sagt er zu mir, " zu 99% sind hier
Schwarze. Arme Schwarze."
Er sah das Böse um sich herum, "weißt du" erklärt
er mir," die Menschen sind einfach durchgedreht. Die Hitze, kein
Wasser, Toiletten, die nicht mehr funktionieren, die Gewalt, und die Angst
ums nackte Überleben"
Er ist verzweifelt, er muss etwas tun sonst dreht er durch.
Seit er mit vielen tausenden anderer Menschen nach Dallas kam, hilft er
mit, die Spenden zu verteilen.
Und die Menschen aus Dallas spenden viel. Autos, vollgestopft mit Kleidung,
Wasser, Hühnerbeine, Hotdogs, ...........fahren an den Zaun, und
entladen ihre Spenden.
Inmitten einiger Kisten sitz Floh und "sortiert vor". Sie ist
ebenfalls aus New Orleans weggebracht worden.
Sie weiß bis heute nicht wo der Rest ihrer 5 köpfigen Familie
ist, da sie mit dem Hubschrauber vom Dach ihres Hauses gerettet wurde,
weggeflogen, und in den Superdome gebracht wurde.
Entweder sind die Menschen verschlossen, und wollen ihre Ruhe haben,
oder sie sind sehr mitteilungsbedürftig, so hat jeder seine Art sich
mit dem Trauma auseinander zu setzten.
Die "privaten" Helfer leisten großartige Arbeit, und sie
sind gekennzeichnet mit einem Namensschild auf dem Shirt. Schuhe und Kleidung
werden nach Größe und Geschlecht sortiert, und in der rießen
großen Parkhalle der Arena aufgestellt.
Es ist eine "Erste Hilfe" - Medikamenten Ausgabe eingerichtet,
bei der sich kranke Menschen mit der Grundversorgung von Medikamenten
eindecken können.
Lisa, aus Dallas legt die durchwühlten Kleider wieder zusammen, und
bei der "Essensausgabe" lerne ich Jonas, Bridget, Fred und Preston
kennen.
Bridget flog aus Chicago nach Dallas um hier zu helfen. Fred und Preston
sind zwei "Obdachlose" aus Dallas, die hier mithelfen, und Jonas
( aus Dallas) will seinen "schwarzen Brüdern" beistehen,
ist Koch, und steht seit Tagen hinter dem Barbeque Grill, von dem niemand
weiß wem er gehört. Jonas: " den hat einer abgestellt,
als die Menschen hier ankamen, und seither grille ich damit jeden Tag
"
Inmitten all diesem Trubel sitzen Kinder zwischen Kartons voller Stofftiere
und suchen nach Spielsachen.
Roxanne erzählt mir ihre Geschichte: " ich habe nicht mal mehr
richtige Kleidung angehabt als ich gerettet und weggebracht wurde."
Sie kommt gerade von einem Vorstellungsgespräch, und sieht sehr hübsch
aus. " alles was ich am Körper trage habe ich hier zusammen
gesucht, ich hätte doch nie eine Chance gehabt zu einem Vorstellungsgespräch
eingeladen zu werden, wenn ich nicht etwas "gutes" zum Anziehen
gehabt hätte."
Sie wirkt sehr stolz, fühlt sich wieder als Mensch, als sie vor meiner
Kamera posiert, und ist bereit in Dallas eine neues Leben anzufangen.
Mir fällt auf dass die Menschen verschieden farbige Armbändchen
tragen. Sie sind gekennzeichnet nach Flüchtlinge, direkt aus New
Orleans, Menschen, die Verwandte suchen, Menschen die hier sind um Angehörige
zu suchen usw. Es steckt ein "tragisches" Vermittlungssystem
dahinter.
Anmerkung: Vor ca 1 Woche kam ich aus Mexiko zurück, da sah ich auch
Menschen mit unterschiedlichen Armbändchen..........es war das "Zugehörigkeitsmerkmal"
der verschiedenen "All inclusive Clubs"..............
Ein gruseliges Gefühl schleicht sich in mir hoch, wenn ich Menschen
"verlegen und schüchtern" nach Dingen suchen sehe, die
für mich so selbstverständlich sind... Schuhe, Kleider, Essen,
ein Dach überm Kopf...... und ich bin mir nicht sicher, ob mir zum
Lachen oder zum Weinen zumute ist, als ich diesen verlassenen Pappkarton
mit der Aufschrift: "Prayer here" (zum Gebet hierher) im Wind
flattern sehe.
Beten ist das einzige, was vielen noch geblieben ist.
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