On the Road - Aktuelles
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Das Land der "unbegrenzten Probleme"


New Orleans!!!!!!!!!!!!!!!!

Die Fotografien wurden 5 Monate nach dem Hurrikan aufgenommen!!!

Schon als ich heute morgen unter die Dusche steige spüre ich eine innere Aufregung in mir hochsteigen.
Raus auf den Highway, die Stadt- Dallas- hinter mir lassen, Stundenlang fahren, sehen, Musik hören...........

4 mal besuchte ich in den vergangenen Jahren New Orleans.
Ich habe besondere Erinnerungen an diese Stadt.
Ein einzigartiger Mix einer kosmopolitischen und polyglotten Bevölkerung.
Die prachtvoll historischen Gebäude mit gusseisernen Balkonen, gelegen an großen Alleen. Die großen alten Bäume, in den Vorgärten, bewachsen mit dem "spanisch Moos", was hauptsächlich zu dem mystischen Flair beiträgt, der Jazz, der in den 20er Jahren seine Glanzzeit hier hatte, aber noch immer spürbar ist,........
Eine untypische amerikanische Stadt, mit spürbaren Einflüssen aus Frankreich, der kreolischen Karibik, Spanien und der Zeit der Sklavenhaltung.

Dieses mal ist alles anderst.........

Vor etwas mehr als 5 Monaten trafen die Ausläufer des Hurrikan Katrina die Stadt.

Ich bin nicht in Mindesten darauf vorbereitet, was ich dort sehe, erlebe, rieche, fühle.

Es wird Abend, als ich die letzte Strecke auf dem Highway I 10 von Baton Rouge nach New Orleans fahre.
Diese Strecke ist Sumpfland, und ich fahre lange über Brücken, die auf hohen Pfählen über dem Sumpf gebaut sind.
Ich sehe hier anhand immer mehr umgeknickter Bäume erste Anzeichen von starken Sturmschäden, und ich bin noch mehr als 50 km westlich von New Orleans entfernt.

Menschen leben in FIMA Trailer nach 5 Monaten!!

( Bilder:) Menschen leben in FIMA Trailer und Bilder wie diesen nach 5 Monaten!!

( Das Auge des Hurrikan traf ca 150 km östlich von N.O. an Land )
Ich fahre über den Lake Ponchatrain, dessen Highway mich in die Stadt bringt.
Dabei fällt mir auf, dass in vielen Bezirken der Stadt keine Lichter brennen.
Nun muss ich mich konzentrieren, damit ich den verabredeten Treffpunkt mit meinen Freunden finde und den richtigen Exit nehme. Ein mulmiges Gefühl steigert meine Nervosität, und plötzlich schießen mir all diese TV Bilder durch den Kopf:
Die überfluteten Häuser, die schreienden Menschen auf den Dächern, die auf Rettung warten, die "Looters" ( Räuber..Einbrecher ), die mit Stereoanlagen, die sie über ihrem Kopf tragen, durchs brusthohe Wasser waten ...........

Aufbau nach Plünderungen in der Canal StreetAufräumen nach Plünderungen in der Canal Street
gesäuberte SuperdomHighrise

(o. l. und r.) Aufräumen nach Plünderungen in der Canal Street (u.l) gesäuberte Superdom

Ich komme rechtzeitig zum verabredeten Treffpunkt mit meinen Freunden.
Wir treffen uns vor einem Restaurant, in einem Randbezirk der Stadt, und warten 1,5 Stunden bis wir einen Tisch bekommen.
" das ist noch gar nichts" klärt mich Dieter auf, " es haben nur wenige Restaurants offen, und die die offen haben, können sich vor Ansturm kaum retten!"

Dieter und seine Frau Julie leben schon viele Jahre in New Orleans. Sie haben im Vergleich zu Ihren Nachbarn großes Glück gehabt erzählt Julie, ihnen wurde "nur" das gesamte Untergeschoss zerstört.

hinter mike fehl die gesamte strandpromenadeReste.....in Mississippi

(l) hinter mike fehl die gesamte strandpromenade (r) Reste.....in Mississippi

Ihr Haus steht -Luftlinie- ca 150 Meter vom Lake Ponchatrain entfernt, von wo die Welle...der Sturm..der Wind...die Zerstörung kam.
Während des Abendessens erfahre ich viel über die momentane Situation in New Orleans.
Aber was sind schon Worte, wenn man sich nicht vorstellen kann was man dann zu sehen bekommt.
Julie bietet mir an mich zu fahren......zuerst verstehe ich Ihr Angebot nicht....dann erklärt sie mir:
"Ich habe Angst dass es dich so sehr durcheinander bringt und du anfängst zu weinen wenn wir jetzt durch die Stadt zu unserem Haus fahren"
Ich winke ab, das werde ich schon schaffen, und ich fahre den beiden hinterher.
Wir biegen in die Stadt ein, es herrscht gespenstige Stille....es ist dunkel.....keine Strassenbeleuchtung...keine Ampeln....keine Menschen sind zu sehen, als wir zu Dieters Haus, das in einer stark betroffener Gegend liegt, fahren. Wir fahren sehr langsam, den immer wieder liegen Gegenstände auf der Strasse, die wir umfahren müssen. (Schiffe...Bäume...Autos...Möbel....)
Ich kenne diese Strecke, ich weiß wie es hier aussah, als hier noch Menschen leben konnten... ich bin schockiert.....hier kann erst mal niemand mehr leben.


Wir passieren Checkpoints, es sind mehrere Polizeipanzer aufgestellt, und man darf erst passieren, wenn man sich ausgewiesen hat. So wird versucht, die vielen hier stattfindenden Überfälle zu verhindern.

Das Untergeschoss von Dieter und Julies Haus ist notdürftig mit Sperrholz Platten zugenagelt und ein großer Generator steht davor.
Wir steigen eine waghalsig konstruierte Treppe hoch. Ich rieche überall Moder und Schimmel, und der Verputz an den Wänden ( die noch stehen) blättert ab.
Erst am nächsten Morgen fällt mir die dreckig braune Wasserlinie an den Gebäuden auf, die sich beinahe durch die gesamte Stadt zieht. Abhängig in welcher Höhe die Häuser gebaut sind, sehe ich die "Waterline" bis unterm Dach.

Wasserlinien

Die nächsten Tage verbringe ich damit, mir die Verwüstungen in New Orleans
(Louisiana) und an der Golfküste bis Biloxi ( Mississippi) anzusehen.
Die Schwiegertochter von Dieter, Anna, bringt mich zu dem Haus ihres Sohnes Jason.
Er verließ sein Haus mit Kleidung für drei Tage, denn es wurde gesagt, länger als 3Tage müsse niemand weg bleiben.
Als er nach 3 Wochen zurück kam, gab es aber kein Zuhause mehr.
( siehe Bilder)

Preservation Hall, Jazz Mythos, in St Peters Street im Frencch QuaterSchule in Bay St. Louise

(l.) Preservation Hall, Jazz Mythos, in St Peters Street im Frencch Quater (r.) Schule in Bay St. Louise

Wenn man nun dieses eine Schicksal nimmt, die Zahl mit 250.000 multipliziert, bekommt man annähernd einen Eindruck welche Katastrophe sich in New Orleans abspielt.

Beinahe jeder Haus (ca.. 300.000 in N.O.) hat an der Außenwand dieses X Zeichen.
Es steht das Datum und der Namen der Sicherheits-Rettungskräfte darauf, die nahezu jedes Haus in den Tagen nach Katrina nach überlebenden Menschen und Tieren durchsuchten.
Die 0 steht für: keine toten Menschen gefunden, und als ich an einem Haus vorbei komme, an dem steht: 3................3 tote Menschen gefunden, wirds mir schlecht.

3 Tote gefunden 3 Tote gefunden

Ich hatte noch nie Angst in New Orleans. Wie in jeder anderen Großstadt in den Vereinigten Staaten, erkundige ich mich im Voraus, und vermeide dann gefährliche Plätze/ Bezirke.
Doch jetzt laufe ich durchs einst belebte French Quater, und mich beschleicht ein ungutes Gefühl. Es sind kaum Menschen auf der Strasse. Nur ganz wenige Boutiquen, Galerien und Geschäfte haben nach 5 Monaten offen.
Es fehlen die Strassenmusiker, die Künstler, es liegen vermoderte Matratzen und sonstiger Müll, von Möbeln, Hausrat, eingestürzte Wände....auf dem Boden herum. Dann höre ich Jazzmusik.


berühmtes Cafe du MondeSänger vor Cafe Du Monde


(o. l.) berühmtes Cafe du Monde (o. r. und u. l.) Sänger vor Cafe Du Monde

Ich laufe schneller in Richtung Riverwalk, da liegt das, für seinen Café und Beignets, berühmte Café Du Monde.
Der Riverwalk, ein bekannter Bummelplatz, ist menschenleer.
Das Aquarium eines der größten in den USA ist geschlossen, alle Tiere sind verendet, da es lange Zeit keinen Strom gab.
Dafür sitzen ein paar Menschen im Café Du Monde, und 3 Musiker versuchen den New Orleans Spirit mit ihrer Musik aufleben zu lassen.
Das ist der einzige Moment, in dem ich mich "wie in New Orleans" fühle.

Dann nimmt mich Mike in seinem Truck mit nach Mississippi. ( der Bundesstaat, der an Louisiana angrenzt)

eine ehemalige Strasse mit Häusern nahe dem Golf von Mexiko in Bay St Louis, wo das Auge des Hurricans durch istbei Biloxi

(l.) eine ehemalige Strasse mit Häusern nahe dem Golf von Mexiko in Bay St Louis, wo das Auge des Hurricans durch ist. (r.) bei Biloxi

Nach all dem Wasserschaden in New Orleans, denke ich, es kann nicht schlimmer kommen.
Es kam schlimmer!
Östlich, kurz nach New Orleans fängt es an. Wir fahren über eine erst vor wenigen Tagen wiedereröffnete Brücke.

Ich sehe die Küste am Golf von Mexiko vor mir, und höre schweigend den Erklärungen von Mike zu.
" hier war einmal ein Fischerdorf, da stand ein Restaurant, hier ein Postoffice........"
es ist einfach weg...da gibt's nichts mehr.
Ganze Dörfer, Strassen, ganze Küstenstreifen sind weggeblasen und weggeschwemmt.
Es sind traurige Reste zerstörter Leben, die an Städte vor dem Hurrikan erinnern.

Die Stadt ist noch weit davon entfernt, auch nur annähernd für die nächste Hurrikan Saison gerüstet zu sein, die schon in 3 Monaten beginnt.

Eine Frage beschäftigt mich die ganze Zeit über: Warum wollen viele Menschen wieder aufbauen, obwohl gewiss ist, dass die Gefahr solcher Katastrophen in dieser Region zunimmt?
Ich spreche mit vielen Leuten darüber, und bekomme stets eine ähnliche Antwort:

" Die Menschen in Louisiana sind eigen.....sie unterscheiden sich von dem Rest der USA."
Der "durchschnitts Bewohner" der USA zieht im Laufe seines Lebens mehrfach um.
Job bedingt wechselt er auch mehrfach den Bundesstaat.

Hoffnung

Norton, der Musiker vor dem Café du Monde erklärt mir, " ich bin hier geboren ich will hier sterben. Meine Wurzeln sind hier, wo soll ich denn sonst hingehen, ich gehöre nach New Orleans, und ich baue die Stadt wieder mit auf".

Man kann nur hoffen, das diese einzigartige Stadt ihre Chance wahrnimmt und mit Erziehungs- und Ausbildungsprogrammen die Kluft zwischen "Schwarz und Weiss" "Arm und Reich" in den Griff bekommt, bevor sich der startende Schwellenbrand zu einem unkontrollierbaren Flächenbrand, wie gerade in Alabahma, ausweitet.
Und dass aus den unzählig und beinahe täglich neu aufgedeckten Fehlern/ Vertuschungen der Vergangenheit gelernt wird.


Fakten
- 80% der Stadt ist zerstört. ( das sind 250.000 Haushalte )

- von ungefähr 400.000 Einwohnern sind bis dato ca 100.000 zurückgekehrt.

- 2 von 8 Krankenhäusern sind in Betrieb

- nach über 5 Monaten hängen noch Schiffe und Autos in Bäumen, auf Gartenzäunen.....

- in der Zeit vor Kathrina gab es in New Orleans täglich 4-6 Morde..... seit über 5 Monaten wurden nach dem Hurrikan insgesamt 8 Morde verzeichnet.

- dafür stieg die Kriminalität in Houston, Atlanta, Dallas erheblich an.

- Ein von insgesamt 5 Einkaufszentren hat bis zum jetzigen Zeitpunkt offen, von 12°° Mittags, bis 18°°, da es keine Menschen gibt die arbeiten, weil sie keinen Platz zum Wohnen haben......vor dem Sturm hatte die Mall 24 Std am Tag offen.

- Nahezu jedes Geschäft, jedes Restaurant hat das Schild: " Arbeitskräfte gesucht "
ausgehängt.

- Es wird verzweifelt nach Arbeitskräften gesucht, die wiederum aber keinen Platz zu Leben..Wohnen haben

- Menschen wohnen in Zelten auf der Strasse, hauptsächlich Arbeiter aus anderen Staaten, Hisbanics, Menschen die hier schnell Geld verdienen können.

-Manche Menschen wohnen in den von der FEMA bereitgestellten Wohnwägen vor Ihren zerstörten Häusern

- Wobei wiederum tausende von Wohnwägen leer auf Parkplätzen um die Stadt herum stehen, weil gestritten wird, wo sie hingestellt werden sollen.
- ect.....ect.....ect....


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